Diakonie ist mehr als Hilfe im akuten Bedarf. Sie ist gelebte Nächstenliebe – und damit ein Beitrag zu unserer demokratischen Gesellschaft. Unsere Perspektive auf den Menschen ist begründet aus seiner Gottesebenbildlichkeit. Dadurch erhält er Würde und daraus erwachsen Gewissensfreiheit, Verantwortung und der Schutz der Schwachen. Wo Menschen gesehen, beteiligt und gestärkt werden, wächst Vertrauen privat – die vielleicht wichtigste Ressource einer freien Gesellschaft.
Als Diakoniewerk gehören wir zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) und leben aus den Grundlagen, die die Täuferbewegung vor 500 Jahren neu erkämpft hat. Am Tag des 500. Täuferjubiläums durfte ich morgens in Springe meinen Kollegen Lars Heinrich als neuen Pastor des Diakoniewerks einführen und nachmittags in Hamburg ökumenisch das Täuferjubiläum feiern.
Die Täufer haben Grundprinzipien demokratischer Kultur vorweggenommen und umsetzen wollen: Religions- und Gewissensfreiheit, freiwillige Kirchenmitgliedschaft, Beteiligung aller am Gemeindeleben, Trennung von Kirche und Staat, Gewaltfreiheit. Diese Haltung prägt unser diakonisches Handeln bis heute. Konkret heißt das für uns: Teilhabe ermöglichen (z. B. durch Beteiligungsformate für Bewohnerinnen und Bewohner, Klientinnen und Klienten), Stimmen hörbar machen – besonders die leisen –, Diskriminierung widersprechen und Meinungsfreiheit fördern.
Wir investieren in Kompetenzen: Fortbildungen zu demokratischer Streitkultur, Kinder- und Erwachsenenschutz, Diversitätssensibilität, Ethik in Pflege und Sozialarbeit, digitale Zivilcourage. Wir achten auf transparente Prozesse, Mitsprache von Mitarbeitenden, starke Gremien und eine Kultur, die Fehler als Lernchancen versteht.
Diakonie wirkt damit doppelt: konkret helfend im Alltag – Pflege, Beratung, Begleitung, Bildung – und gesellschaftlich stabilisierend, indem sie Schwache schützt, Brücken baut und Hass, Antisemitismus und Rassismus widerspricht.
Dankbar blicken wir zurück; verantwortlich gestalten wir Gegenwart und Zukunft. Ich lade Sie ein, diesen Weg mutig mitzugehen: im Dienst am Menschen, im fairen Miteinander im Team und im klaren Eintreten für unsere gemeinsamen Werte.
Jürgen Tischler
Aufsichtsratsvorsitzender des Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V.



