Seit fast 50 Jahren entsendet Dienste in Israel junge Menschen ins Heilige Land. Trotz aller politischen und gesellschaftlichen Spannungen war die Sicherheitslage für unsere Volontäre meist gut. Nur einmal in der langen Geschichte war es nötig, dass die jungen Menschen nach Deutschland zurückgeholt werden mussten – und dies nicht aufgrund eines Krieges, sondern 2020 durch die Corona-Pandemie bedingt.

In Israel gehört die „angespannte Sicherheitslage“ zum Alltag. Von vielen Seiten ist der Staat bedroht. Es gehört zum Alltagsbild, dass an jeder Ecke bewaffnete Soldatinnen und Soldaten stehen. Bei der Einreise und vor den meisten Sehenswürdigkeiten gibt es strenge Sicherheitskontrollen. Der Grenzzaun zu den palästinensischen Gebieten macht einen geregelten Grenzübertritt möglich, auch wenn arabische Pendler die Grenzkontrollen oft als problematisch erleben. Für Israel aber schafft all dies Sicherheit.

Dennoch bleibt ein Rest an Unsicherheit zurück. In den letzten Wochen kam es immer wieder zu gewaltsamen Anschlägen. Attentäter erschossen unbeteiligte Menschen. Von solchen Anschlägen hat auch die deutsche Presse berichtet. Weniger berichtet wurde über mindestens zwölf Anschläge, die durch den israelischen Geheimdienst zur gleichen Zeit verhindert wurden. Für Israelis begründet dies ein Sicherheitsgefühl, trotz aller Bedrohung.

Unsere israelischen Freunde haben uns von folgender Begebenheit berichtet: Vor einem Gelände mit einer Synagoge und einer Moschee in Hebron ist eine Soldatin für die Einlasskontrolle eingeteilt. Über zwei Wochen kommt täglich ein junger Mann zum Beten. Sie unterhalten sich, er stellt seine Geschwister vor, es ist ein netter und freundlicher Austausch. Am 16. Tag wirft er statt eines freundlichen Blickes unvermittelt ein Molotowcocktail auf die Sicherheitskontrolle.
Solche Berichte und Erlebnisse verunsichern. Gleichzeitig sind sie Anlass, Maßnahmen gegen Palästinenser zu verschärfen, was wiederum zu neuer Wut auf deren Seite führt. Es zeigt sich: Man kann sich nur bedingt vor dem Bösen schützen. Das gilt allerdings überall auf der Welt und nicht nur in Israel.

Als Dienste in Israel nehmen wir die Situation bewusst wahr und versuchen, alles für die Sicherheit unserer Volontäre in Israel zu tun. Sie werden gut auf die politische Lage im Land vorbereitet. Der Besuch von „gefährlichen Zonen“ ist
ihnen untersagt. Die Einrichtungen, in denen die Volontäre arbeiten, sind sehr auf die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden bedacht. Wichtig ist uns aber insbesondere, dass wir unsere Volontäre seelsorgerlich begleiten. Für alle gibt es einen Hauskreis, um sich über die jeweiligen Situationen auszutauschen und gemeinsam zu beten. Auch die Betreuenden haben immer Zeit für Gespräche.

Verantwortlich für diese Begleitung in Israel war in den vergangen Jahren Susanne Badum. Mit großem Engagement und unterstützt von ihrem Mann Lukas, hat sie sich um die Belange der jungen Freiwilligen gekümmert. Sie war Stütze, Mutmacherin, Vorbild, Seelsorgerin und vieles mehr. Sie sorgte für eine größtmögliche Sicherheit in der Herausforderung, für ein Jahr in einem fremden Land und einer fremden Kultur zu arbeiten. Seit Anfang April ist sie nun in Elternzeit und Dorothee Thielmann steht als ihre Nachfolgerin bereit. Trotz aller Gefahren und Hindernisse wollen wir so das Erbe von Fridegart und Egon Maschke weiter fortführen. Und wir glauben: Wo wir uns gegenseitig kennenlernen und
Verständnis für einander entsteht, wächst Vertrauen und wird die Sicherheit größer.

Cornelius Schneider, Leiter Dienste in Israel

(Bild: Toa Heftiba / unsplash.com)